Künstliche Linsen: Mit innovativen Verfahren zu neuer Sehkraft

  • 07.10.2024
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  • Barmherzige Schwestern Ried
Künstliche Linsen verhelfen vielen Patient*innen wieder zu einem guten Sehvermögen. Neue Verfahren ermöglichen den Einsatz von Kunstlinsen auch nach Augenverletzungen.

Künstliche Augenlinsen verhelfen vielen Patient*innen wieder zu einem guten Sehvermögen. Sind jedoch bestimmte Strukturen im Auge – etwa nach Verletzungen – geschädigt, ist ein Linsenersatz auf herkömmlichem Weg nicht möglich. Mit einem neuen Verfahren kann im Krankenhaus Barmherzige Schwestern Ried auch in diesen Fällen geholfen werden.

Der Ersatz der Augenlinse durch ein künstliches Implantat ist heute ein kurzer Routineeingriff: Jährlich erhalten tausende Patient*innen im Innviertler Schwerpunktkrankenhaus auf diese Weise Sehschärfe und ungetrübten Blick zurück, vor allem solche, die an Grauem Star leiden. Schwierig wird es jedoch, wenn bestimmte Gewebsstrukturen, die als natürlicher Halteapparat die Linse im Auge fixieren, schlecht ausgebildet oder beeinträchtigt sind. Ursachen dafür können Verletzungen, etwa bei Sport- oder Arbeitsunfällen, aber auch bestimmte Erkrankungen sein. Die Folgen für die Sehkraft sind durchaus dramatisch: Ohne Linse kann das Auge nicht mehr auf unterschiedliche Entfernungen fokussieren, also scharf stellen. Es entsteht eine extreme Weitsichtigkeit, die nur durch sehr starke Brillen oder Kontaktlinsen gemildert werden kann. Das hat erhebliche Auswirkungen auf das tägliche Leben, etwa die Frage, ob Betroffene noch ein Fahrzeug lenken dürfen oder nicht.

Linse wird sicher „verankert“

„Mit einer alternativen Befestigungsmethode für die Kunstlinse können wir Patient*innen nun auch in diesem Fall helfen“, erklärt Prim. Doz. Dr. Robert Hörantner, Leiter der Augenabteilung am Krankenhaus Barmherzige Schwestern Ried. Dabei werden zwei winzige Haltebügel der Linse direkt in der äußeren Hülle (Lederhaut) des Augapfels verankert, indem die Bügelenden kurz erhitzt werden. Die so entstehende, knotenförmige Aufschmelzung verhindert, dass sie durch den Stichkanal des OP-Instruments zurückrutschen. So bleibt die Linse sicher in Position. Das Verfahren ist schonend, weil es ohne großflächige Eröffnung des Augapfels auskommt und keine Nähte gesetzt werden müssen. Es lässt sich auch dann noch anwenden, wenn die zugrundeliegende Verletzung bzw. Schädigung des Halteapparats bereits länger zurückliegt.  „Wir setzen diese sogenannte Yamane-Methode inzwischen regelmäßig und mit Erfolg ein“, so Prim. Hörantner.

Mehr Tiefenschärfe, mehr Sehkomfort

Patient*innen mit Grauem Star profitieren auch von einer weiteren Innovation, die das Team der Augenabteilung im Krankenhaus Ried und in der dislozierten Augen-Tagesklinik im Klinikum Schärding anbietet: Kunstlinsen mit erhöhter Tiefenschärfe (EDOF) liefern nicht nur in der Ferne ein scharfes, blendfreies Bild, sondern auch in einer mittleren Entfernung vor dem Auge, etwa beim Blick auf den PC-Bildschirm oder auf das Armaturendisplay im Auto. In vielen Alltagssituationen ist dadurch keine Brille mehr nötig. Auch diese Linsen werden bei einer kurzen Operation in lokaler Betäubung des Augapfels implantiert. „EDOF-Linsen können den Sehkomfort und die Zufriedenheit der Patient*innen nochmals erhöhen“, stellt Prim. Hörantner fest. Allerdings passen sie nicht für jedes Auge: Welcher Linsentyp sich eignet, wird bei einer sorgfältigen Untersuchung festgestellt.

„Auch in der Augenheilkunde entwickeln sich Technologien und OP-Verfahren ständig weiter. Im Sinne der bestmöglichen Versorgungsqualität ist uns wichtig, unser Angebot entsprechend aktuell zu halten“, betont der Ärztliche Direktor Dr. Johannes Huber.


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